Wie hört sich ein gesundes Moor an?

Avatar von Hermann Sonntag
Hermann Sonntag
6. Oktober 2024

Wie uns Kunst bei der Naturvermittlung helfen kann.

Wir betreten den kleinen Raum im ersten Stock des Gut Nantesbuch und hören „Stimmen“. Es sind keine menschlichen oder tierischen Stimmen, sondern die Geräusche eines gesunden und eines stark veränderten Moors. Die Künstlerin Riva Pinto hat mit ihrer interaktiven Ausstellung einen völlig anderen, überraschenden Zugang zum Thema Moor gewählt. Sowohl diese multisensorische Ausstellung „More Moor„, als auch die aktuelle Fotoausstellung von Sebastian Frölich, die so viele ökologischen Geschichten rund um Moore erzählt, schaffen über den künstlerischen Zugang eine alternative Verbindung zwischen Mensch und Natur.

Die Stimme des stark veränderten Moors – akustisch und optisch (Bild: Hermann Sonntag)

Eigentlich nur schöne Bilder, oder?!

Sebastian Frölich kommt ohne Töne aus. Sein Instrument ist die Fotokamera und trotzdem gibt es viele Parallelen zu den Arbeiten von Riva Pinto. Beide versuchen mit ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen für die Natur, im speziellen Fall für den Lebensraum Moor, zu sensibilisieren. Sebastians Bilder sind weit mehr als schön. Sie erzählen Geschichten von Springschwänzen, Libellenlarven und Schnacken, die ums Überleben kämpfen, sich paaren oder im besten Sinn des Wortes über sich hinauswachsen. Sie erreichen damit womöglich Menschen, die sich von einer „klassischen“ Naturführung weniger angesprochen fühlen.

Die Führung zum Thema Moor von Sebastian Frölich und Hermann Sonntag auf den Nantesbucher Bodentagen 2024 (Bildnachweis: Verena Schindler)

Kunst und Natur – eine unschlagbare Kombi!

Was passiert, wenn wir Kunst & Naturwissenschaft kombinieren und beides sogar gleichzeitig zusammen bringen? Wir haben es bei den Bodentagen Anfang Oktober auf Gut Nantesbuch schlichtweg ausprobiert! In einem gut eineinhalbstündigen Streifzug durch die Fotoausstellungen schilderten wir gemeinsam „unsere Sicht“ der Dinge und kamen in Dialog mit den 20 Teilnehmer*innen. Sebastian nahm uns verbal mit auf die Fotopirsch und erläuterte eindrucksvoll, wie genau diese Schnacke auf dem Sonnentau landete und ich durfte ein wenig erzählen, warum der Sonnentau nicht vegetarisch ist! ;-)) Uns zwei hat es großen Spaß gemacht und wenn wir die Reaktionen des Publikums nicht ganz falsch gedeutet haben, dann waren wir damit nicht alleine…

Sebastian Frölich und Hermann Sonntag grinsen mit dem Sonnentau um die Wette. (Bildnachweis: Verena Schindler)
Der Werkskatalog von Sebastian Frölich war bei der Führung durch die Ausstellung sehr begehrt. (Bildnachweis: Verena Schindler)

Gut Nantesbuch: Idealer Ort der Begegnungen

Auch mit einigen Tagen Abstand ist die Begeisterung für dieses Format nicht gewichen – ganz im Gegenteil: Wir sehen darin viel Potential, um einfach eine größere Anzahl von Menschen zu erreichen und sie für die Schönheit und Sensibilität von Mooren zu begeistern. Gut Nantesbuch mit der Stiftung Kunst und Natur war der ideale Ort für unsere persönliche Premiere – besten Dank für die Gelegenheit!

Sebastian Frölich, Hermann Sonntag und Sinan von Stietencron (Leitender Kurator Natur) (v.l.n.r.) bei den Nantesbucher Bodentage 2024 (Bildnachweis: Verena Schindler)

Zukunftsszenario

Das Zusammenkommen von Kunst & Natur zum Thema Moore war ein guter Auftakt, den wir gemeinsam vertiefen und auch verfeinern wollen. Im Dialog entstanden weitere Projektideen und auch ein schon länger geplantes Moormodell nimmt langsam Gestalt an. Vielleicht gehen wir bald auf Tournee in der vollen künstlerisch-naturwissenschaftlichen Breite! 🙂

Historischer Kartenausschnitt der Torfverwertungsgesellschaft m.b.H. Bauerberg (Bildnachweis: Ausschnitt der Ausstellung auf Gut Nantesbuch)

Weiterführende Links

Sebastian Frölich

More Moor von Riva Pinto

Stiftung Kunst und Natur

Beitrag teilen:


weitere Beiträge

sonntagplus